SCHULTER an SCHULTER
@Claudia Falke

Interview: SCHULTER an SCHULTER – Solidarität nach rassistischen und antisemitischen Vorfällen

Die erst kürzlich losgetretene Rassismus-Debatte zeigt: Deutschland hat einSolidarität strukturelles Rassismus-Problem. Die letzten Wochen zeigen jedoch auch: Die Mehrheit der Gesellschaft sagt Nein zu Rassismus! Menschen solidarisierten sich und gingen gemeinsam auf die Straße. Hashtags wie #saynotoracism und #Togetheragainstracism fluteten wochenlang die Sozialen Medien. Das Engagement gegen rassistische Vorfälle ist groß!

Ich habe mit Claudia Falke ein Interview geführt. Sie arbeitet seit letztem Jahr bei dem Projekt SCHULTER an SCHULTER.

Claudia Falke
         Claudia Falke
       @Nadine Gareis

Was ist SCHULTER an SCHULTER?

SCHULTER an SCHULTER ist ein deutschlandweites Projekt, dass sich für mehr Solidarität nach rassistischen und antisemitischen Vorfällen und Angriffe auf Geflüchtete einsetzt. SaS ist ein Netzwerk aus über 90 Menschen in Deutschland, die Solidaritäts-Bewegungen organisieren.

Wie ist SCHULTER an SCHULTER entstanden?

Nachdem im April 2018 eine Darmstädter Moschee angegriffen wurde, hatten der Imam und seine Familie Angst. Die Stiftung gegen Rassismus hat dann zusammen mit jüdischen, christlichen und muslimischen Gemeinden und Einzelpersonen einen Brief verfasst und einen Besuch in der Moschee organisiert. Der muslimischen Gemeinde wurde wieder Mut gemacht. Es war ein wichtiges Zeichen von Zusammenhalt. Den Beteiligten war klar: Das muss es öfter geben. Solidarität ist wichtig! Vor allem wegen den zunehmenden rassistischen und rechtsextremistischen Tendenzen. Daraufhin wurde SCHULTER an SCHULTER gegründet.

Wann ruft SCHULTER an SCHULTER zu Solidaritäts-Bewegungen auf?

Wir recherchieren täglich nach Vorfällen. Sobald wir von rassistischer oder anti-semitischer Diskriminierung oder Gewalt erfahren, treten wir mit den Betroffenen in Kontakt. Wir drücken unser Mitgefühl und unsere Solidarität aus. Dann fragen wir, ob Interesse an einer öffentlichen Solidaritäts-Bewegung besteht. Wenn ja, werden wir aktiv.

Info

Wie sehen die Solidaritäts-Bewegungen aus?

Wir organisieren Veranstaltungen. Hier werden Privat-Personen, religiöse Gemeinden, zivilgesellschaftliche Organisationen sowie Bürgermeister*innen oder Integrations-Beauftragte zum Mitmachen motiviert. Wir drücken Zusammenhalt mit den Betroffenen aus!

Erst Ende Juni fand eine Solidaritäts-Veranstaltung in Darmstadt statt, nachdem ein jüdisches Symbol in Darmstadt kaputt gemacht wurde.

Solidarität
 Solidaritäts-Veranstaltung Darmstadt
                   @Claudia Falke 

Auch Solidaritäts-Besuche bei Betroffenen werden durchgeführt. Damit zeigen wir: Ihr seid nicht allein. Ihr seid Teil der Gesellschaft. Ihr seid willkommen. Betroffene werden gestärkt. Auch Unterschriften-Listen erstellen und übergeben wir. Dadurch, dass wir auch die Presse informieren und in Social Media auftreten, lenken wir den Fokus auf die Solidaritäts-Bewegung.

Wir drücken öffentlich aus: die Mehrheit der Gesellschaft steht Schulter an Schulter mit den Betroffenen. Die Bevölkerung akzeptiert rassistische Angriffe nicht! Das Engagement wird sichtbar gemacht. Wir setzen ein motivierendes Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und stärken die Integration.

Welche Solidaritäts-Bewegung war besonders prägend für dich?

Da muss ich an den schrecklichen Anschlag von Hanau denken. Es war sehr bewegend und ermutigend zu sehen, wie am selben Abend bundesweit über 50 Solidaritäts-Bewegungen stattfanden. Es wurde ein deutliches Zeichen gesetzt. Den Menschen ist es wichtig, auf die Straßen zu gehen, zusammen zu kommen und aufzuzeigen: Wir wollen das nicht! Wir stehen Schulter an Schulter mit den Betroffenen. Es war sehr motivierend, dass es uns dafür, in diesem Fall, nicht gebraucht hat.  

Was hat sich durch Corona verändert?

Leider kommt es nun vermehrt zu rassistischer Diskriminierung gegenüber asiatisch gelesenen Menschen. Veranstaltungen mussten wir in letzter Zeit absagen. Unsere Solidarität drücken wir momentan oft in Briefen oder E-Mails aus. Social Media nutzen wir intensiver, um Solidaritätswellen loszulösen.

Was mache ich, wenn ich einen Fall von rassistischer Gewalt usw. mitbekommen habe?

Wenn du einen Vorfall mitbekommst, darfst du uns das gerne melden. Dann können wir aktiv werden. Im Allgemeinem ist es wichtig, darüber zu reden. Denn leider gibt es viele Vorfälle. Es wird jedoch nicht oft darüber berichtet.

Wenn beispielweise eine Moschee angegriffen wird, ist es schön, einen Brief zu schreiben. In dem man sagt, dass man hinter den Betroffenen steht und die Vorfälle verurteilt.

Wie kann ich bei den Solidaritäts-Bewegungen von SCHULTER an SCHULTER mitmachen?

Auf unserer Homepage findest du ein Formular auf Deutsch und Arabisch zum Mitmachen. Wenn es bei dir im Umkreis einen Vorfall gibt, wirst du von mir kontaktiert. Ich informiere dich über geplante Aktionen. Somit kannst du zum Beispiel an einem Solidaritäts-Besuch oder einer Veranstaltung teilnehmen. Wenn du Zeit hast, kannst du auch gerne bei der Organisation helfen.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass das momentane Engagement gegen Rassismus sowie die persönliche Auseinandersetzung lange anhält und immer mehr wird. Auch wünsche ich mir, dass das Thema durch die Presse sichtbarer gemacht wird und Gewalt-Präventionen ausgebaut werden.

 

Wenn du selbst von Diskriminierung und Rassismus betroffen bist, dann schau doch mal bei diesem Artikel vorbei. Hier erklären wir dir, wo und wie du Hilfe bekommst.

هل اعجبك المقال؟

Artikel teilen