Psychosoziales Zentrum Pfalz Wartebereich
Foto: Psychosoziales Zentrum Pfalz

Interview mit dem Psychosozialen Zentrum Pfalz

Wir haben in der letzten Woche mit Daniela Dannert gesprochen. Sie arbeitet als Psychologin beim Psychosozialen Zentrum Pfalz in Ludwigshafen. Das Psychosoziale Zentrum bietet Beratung an für geflüchtete Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie das Zentrum arbeitet, wer dort Hilfe bekommt und was sie besonders an ihrer Arbeit liebt.

Seit wann gibt es das Psychosoziale Zentrum Pfalz und warum wurde es gegründet?

Das Psychosoziale Zentrum Pfalz (PSZ) gibt es seit Sommer 2015. Es wurde gegründet, um traumatisierte Geflüchtete und Folteropfer in der Pfalz zu unterstützen.

Was sind die Schwerpunkte in Ihrer Arbeit?

Die Arbeit hat drei Schwerpunkte:

  • Psychosoziale Beratung
  • ärztlich-psychologische Beratung für aufenthaltsrechtliche Verfahren
  • Verfahrensberatung.

Daneben arbeiten 4 ehrenamtliche Therapeut*innen im PSZ und bieten Psychotherapie an.

Zusätzlich gibt es Gruppen für Frauen und in der Erstaufnahmeeinrihtung auch andere Gruppenangebote. Die Angebote sind  kostenlos und unterliegen der Schweigepflicht. Das bedeutet, dass die Dinge, die die Menschen erzählen, nicht weitererzählt werden dürfen. Sie bleiben geheim.

Können Sie das Team des PSZ beschreiben? Arbeiten dort hauptsächlich Psychologen?

Das Team des PSZ besteht aus 15 Personen. Davon arbeiten manche dort hauptamtlich. Andere arbeiten ehrenamtlich dort.

Neben der Zentrale in Ludwigshafengibt es auch noch die Landeserstaufnahmeeinrichtung in Speyer.

Und eine Außenstelle im Kreis Germersheim.

Dort arbeiten auch Leute aus dem PSZ. Zusätzlich gibt es noch ca. 40 Sprachmittler*innen, die beim Übersetzen helfen.

Darf man sich auch an Sie wenden, wenn man nicht in der Region lebt? Oder gibt es andere Zentren in anderen Regionen?

Man darf sich an uns wenden, wenn man in den Städten Ludwigshafen, Frankenthal, Bad Dürkheim, Speyer, Landau, im Landkreis Germersheim, Rhein-Pfalz-Kreis, Landkreis Bad Dürkheim oder im Landkreis südliche Weinstraße lebt.

Eine Übersicht über die Zuständigkeit der Psychosozialen Zentren in Rheinland-Pfalz finden Sie unter: http://www.interkulturell-gesundheit-rlp.de/landkarte_psz-in-rlp.pdf.

Wer darf sich an Sie wenden? Müssen irgendwelche Voraussetzungen erfüllt sein?

Das PSZ ist zuständig für geflüchtete Menschen, die keinen sicheren aufenthaltsrechtlichen Status haben.

Zielgruppe sind geflüchtete Menschen mit psychischer Erkrankung. Darunter vor allem diejenigen, die in ihrem Herkunftsland oder auf der Flucht schlimme Dinge erlebt haben, die zu psychischen Problemen geführt haben.

Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und psychischen Problemen, wie z.B. starken Schlafstörungen, Alpträumen, depressiver Stimmung, Angstzustände und Panik, können sich an uns wenden.

Das Angebot gilt eher für Erwachsene. Wir können aber auch ein paar Therapieplätze für Kinder und Jugendliche anbieten.

Brauche ich eine Überweisung vom Arzt, wenn ich mich für eine Beratung an Sie wenden will?

Man benötigt keine Überweisung von einem Arzt, wenn man eine Beratung braucht. Allerdings soll man sich vorher per Telefon anmelden. Die Sprechstunde dafür ist dienstags von 14.00 – 16.00 Uhr.

Gibt es eine hohe Nachfrage nach dem Angebot des PSZ? Ist genug Zeit, um sich um alle zu kümmern, die sich anmelden?

Es kommen jährlich ca. 300 Ratsuchende ins PSZ.

Bei unserer Gründung im Jahr 2015 waren wir für die gesamte Pfalz zuständig und waren unterbesetzt. Inzwischen ist das aber besser aufgeteilt und wir haben mittlerweile viel mehr Mitarbeiter*innen. Wir können also normalerweise nach 3-4 Wochen einen ersten Termin für ein Gespräch verabreden.

Muss man gut Deutsch sprechen können, um im PSZ Hilfe zu bekommen? Gibt es dort Übersetzer?

Nein, wenn es nötig ist, arbeiten wir mit Sprachmittler*innen.

Muss man die Beratung bezahlen?

Nein, unser Angebot ist kostenlos.

Wie genau wird man im PSZ beraten? Gibt es dort einen konkreten Ablauf?

Zuerst findet ein Erstgespräch statt, bei dem ein Überblick über die Situation der Person gewonnen wird. Der Ablauf der weiteren Sitzungen ist sehr flexibel und richtet sich nach dem Bedarf der Person, die zu uns kommt. Wir arbeiten zusammen mit anderen Fachberatungsstellen. Wenn nötig, arbeiten wir auch mit Fachärzt*innen und Psychotherapeut*innen zusammen.

In der Regel findet die Beratung in einem Einzelgespräch statt. Zusätzlich haben wir noch Gruppenangebote.

Darf ich mein Kind mit zur Beratung bringen?

Wegen den Corona-Bestimmungen ist das momentan leider nicht möglich. Vor der Corona-Pandemie konnten wir teilweise Kinderbetreuung zur Verfügung stellen. Wir hoffen, dass das irgendwann wieder möglich sein wird.

Die Diakonie gehört ja zur evangelischen Kirche. Spielt Religion eine Rolle bei der Beratung?  

Nein, die Religion spielt bei der Beratung keine Rolle. Wir beraten Betroffene unabhängig von Nationalität, sexueller Orientierung, politischer, ethnischer und religiöser Zugehörigkeit.

Was gefällt Ihnen persönlich an Ihrer Arbeit? Gibt es besondere Momente, an die Sie sich besonders erinnern?

Besonders schön ist es, wenn man über die Zeit sieht, dass es den Menschen psychisch besser geht. Oder es ist auch schön, wenn es für sie möglich wird, sich eine sichere Perspektive aufzubauen. Es ist beeindruckend zu erleben, mit welcher Kraft und Stärke Menschen widrige Lebensumstände bewältigen. Oftmals ist es ein langer Prozess und am Anfang erscheint die Situation häufig ausweglos. Wenn es dann Erfolge gibt, ist das besonders schön.

Kann man sich bei Ihnen auch freiwillig engagieren oder das Zentrum auf irgendeine Art unterstützen?

Wir möchten ausgebildete Therapeut*innen, die entweder in Ruhestand sind oder einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, gerne einladen, im PSZ Pfalz ehrenamtlich mit uns zu arbeiten.

Wir suchen außerdem immer nach Übersetzer*innen und Sprachmittler*innen mit guten Deutschkenntnissen für viele verschiedene Sprachen. Diese können von uns auf die Sprachmittler*innenliste gesetzt werden und erhalten bei ihrem Einsatz eine Aufwandsentschädigung, also eine kleine Bezahlung.

Haben Sie ansonsten Worte, die sie gerne an die Menschen richten möchten, die sich vielleicht (noch) nicht trauen, sich beim PSZ oder einer psychologischen Beratungsstelle zu melden?

Es gibt so schwerwiegende Ereignisse im Leben, die bei nahezu jedem Menschen zu psychischen Problemen oder Belastungen führen. Bei uns wird niemand als „verrückt“ abgestempelt. Jeder Mensch kann in eine Lebenssituation kommen, in der er oder sie professionelle Hilfe benötigt. In einem ersten Gespräch schauen wir gemeinsam, welche Unterstützung für Sie hilfreich sein könnte. Unsere Beratung unterliegt selbstverständlich der Schweigepflicht.

Wie und wann kann man Sie erreichen?

Man kann uns per E-Mail: psz-pfalz@diakonie-pfalz.de und telefonisch erreichen: 0621 49 07 77 10. Termine können während unserer Telefonsprechstunde dienstags von 14:00 – 16:00 Uhr vereinbart werden.

Gibt es zurzeit irgendwelche Änderungen wegen Corona? Kann man trotzdem zur Beratung kommen?

Seit Mitte Mai kann man wieder zu uns in die Beratung kommen. Während der Beratungsgespräche werden selbstverständlich die Hygieneregeln (Abstand, Lüften, Desinfizieren, Mund-Nasen-Schutz) befolgt.

Auf der Homepage der Koordinierungsstelle für die interkulturelle Öffnung des Gesundheitssystems in RLP finden Sie außerdem auch Informationen zum Thema psychische Gesundheit, zum Teil mehrsprachig: http://www.interkulturell-gesundheit-rlp.de/infos_selbsthilfe.htm.

 

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